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Der Jungpflanzen-Nahversorger

Ein Artikel von DI Hartmut Schnedl | 04.08.2005 - 09:56
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Acht Kilometer oberhalb von Linz steht das Zisterzienserstift Wilhering mit der berühmten Rokokokirche am Donauufer. Die angeschlossene Gärtnerei diente in der über 850-jährigen Geschichte des Klosters in erster Linie der Eigenversorgung. Der Aufschwung der Stiftsgärtnerei kam nach dem Zweiten Weltkrieg, als man begann, die Produkte in größerem Maßstab zu verkaufen. Ab 1965 wurde der Betrieb ausgeweitet und Glashäuser wurden errichtet – damals die größten und modernsten in Österreich.

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Komplettangebot für Gärtnereien. Heute bewirtschaftet die Stiftsgärtnerei 1,8 ha unter Glas und 650 m2 Freilandkultur. Nach wie vor ist sie Eigentum des Stifts, geleitet wird sie von einem Team, zu dem Gärtnermeister Max Leitner, Gärtnermeister Karl Berger und der kaufmännische Administrator Alfred Prummer gehören. Die Stiftsgärtnerei sieht sich als Nahversorger für Gärtnereien, dementsprechend bietet sie ein umfassendes Sortiment. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht mag dies nicht ganz optimal sein, wie Alfred Prummer zugibt. Ein Komplettangebot zu führen sei aufwändig und personalintensiv, doch „für den Fahrverkauf sind wir nur dann interessant, wenn wir das ganze Angebot haben“, so Prummer.
Den Schwerpunkt bei den Beet- und Balkonpflanzen bilden Begonia semperflorens- und Tagetes-Sorten sowie Violen für den Herbst. Interessierte können verschiedene Sorten und Neuheiten im frei zugänglichen Stiftspark miteinander vergleichen: Hier wurden 76 Tagetes- und 176 Begoniensorten ausgepflanzt.
An Stecklingen wird das ganze Programm an Beet- und Balkonpflanzen angeboten. Schwerpunkt bilden Impatiens neuguinea und Surfinien. Das Topfpflanzen-Sortiment besteht zu einem Großteil aus Pelargonien, Zyklamen, Chrysanthemen und Weihnachtsstern.
Das Rohmaterial wird aus dem EU-Raum zugekauft. Die Eigenproduktion wäre wegen der Kosten und des hohen Platzbedarfs für Mutterpflanzen laut Prummer „preislich nicht interessant“. Eine Eigenzüchtung der Stiftsgärtnerei ist im Park zu sehen: Der Feuersalbei Salvia splendens Typ Wilhering wird hier seit 70 Jahren kultiviert.
Die Stiftsgärtnerei Wilhering beschäftigt 30 fixe Mitarbeiter. In der Hochsaison arbeiten fünf bis zehn Aushilfskräfte mit, außerdem bildet der Betrieb zurzeit zwei Praktikantinnen und einen Lehrling aus.

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Abnehmer in ganz Österreich. Rund 1.400 Gärtnereien und Stadtgärtnereien aus ganz Österreich beziehen ihre Jungpflanzen bei der Stiftsgärtnerei Wilhering. Vermarktet werden die Pflanzen über die Firma Austrosaat, für die sieben Vertreter österreichweit unterwegs sind, und über die Firma Renner & Beppler. Die Auslieferung der Jungpflanzen erfolgt über die Spedition Agrotrans und mit eigenen LKWs. Bei Bedarf werden auch LKWs zugemietet. Fertigware vermarktet die Stiftsgärtnerei im Fahrverkauf mit drei Verkäufern von St. Pölten bis Salzburg. Die Transportwege werden möglichst kurz gehalten, gemäß dem Motto „Nahversorger für Jungpflanzen aus Österreich“.