G + F. Herr Schroers, Sie sind ein sehr bekannter Florist, der sein Wissen auf mehr als einem Kontinent weitergibt. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Olaf Schroers: Ich bin in einer Gärtnerei und mit Blumen aufgewachsen. Am Anfang musste ich meinen Eltern helfen, dann habe ich ein Praktikum in einem Blumengeschäft gemacht, anschließend die 3-jährige Ausbildung. Ich habe den ersten Wettbewerb gewonnen, an dem ich teilgenommen habe, in den richtigen Betrieben gearbeitet, Ausstellungen gemacht. Es war auch viel Glück dabei.
Heute leiten Sie in Deutschland zwei Floristenmeisterschulen und haben auch in Russland eine Schule gegründet. Wie kann man sich die russische Floristik vorstellen?
Ich habe die Schule vor rund 10 Jahren gegründet und halte dort jetzt Weiterbildungskurse.
Die Menschen sind sehr an der westlichen Floristik interessiert, sie haben aber nicht so eine große floristische Tradition. Das Problem liegt in der Technik und der sinnvollen Umsetzung der Theorie.
In den vergangenen drei Jahren sind auch die ersten Blumengroßmärkte entstanden, wo hohe Qualität angeboten wird. Früher wurden die Blumen von den Niederlanden direkt geschickt.
Wie ist die Ausbildung organisiert?
Ich bin in Schulen in Moskau, St. Petersburg und Sibirien tätig. Die Ausbildung ist privat organisiert und dauert zwei Jahre. In dieser Zeit müssen die Schüler 110 Tage anwesend sein, wo sie lernen, konsequent zu arbeiten. Den Abschluss bildet eine Art Gesellenprüfung, zu der acht Werkstücke gefertigt werden müssen.
Da die Ausbildung privat organisiert ist, ist sie sehr teuer für die Teilnehmer.
Gibt es einen Austausch zwischen Ihren Deutschen und russischen Schülern?
Nächstes Jahr plane ich eine Exkursion nach Moskau, und bei der Meisterprüfung im Juli in Straubing wollen sechs oder sieben Schüler aus St. Petersburg kommen. Sie können dabei viel lernen und sehen, wie so eine Prüfung abläuft.
Wenn Sie die Deutsche mit der österreichischen Floristik vergleichen – wo liegen die Unterschiede?
Die Floristik geht in die gleiche Richtung. Es gibt eher Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa. Im Norden sind die Farben dezenter und die Blumen teurer.
Beobachten Sie bei Ihrer Arbeit eine Minimierung der Blume im Vergleich zu früher?
Monowerkstoff ist sehr angesagt und sehr einfach. Doch das ist eine Strömung, eine Tendenz. Ein Trend soll aber kein Dogma sein und muss nicht für alle stimmen. Gute Floristen machen ihre eigenen Dinge und sind erfolgreich.
Sie sind einer der Verantwortlichen des FDF-Tendenzen-Teams. Wie werden die Trends kreiert?
Wir bekommen die Infos immer ein halbes Jahr vorher. In einem Vortrag informiert uns das Blumenbüro Holland über neue Farben, Werkstoffe und Emotionen. Wir entwickeln dann die Floristik dazu, die auf der IPM in Essen das erste Mal vorgestellt wird. Das ist eine sehr interessante Sache.
Es ist gar nicht so einfach, zu einem bestimmten Thema eine passende Floristik zu finden. Das ist sehr anspruchsvoll, doch gerade das macht es so interessant. Deshalb sind es auch viele verschiedene Leute, die dabei mitarbeiten.
Welches Ziel will man mit den Trends verfolgen?
Die Trends sollen eine Verkaufsunterstützung sein, um neue Leute in das Geschäft zu bekommen. Das Ziel ist es, neue, freche, innovative Floristik zu verkaufen – für eine jung Zielgruppe.
Es ist aber für jeden etwas dabei. Das System ist nach den verschiedenen Kundentypen eingeteilt und wird sehr gut angenommen.
Kann man mit den europäischen Trends auch in Russland arbeiten?
Ja, die Trends kann man auch auf Russland umlegen. Moskau ist eine sehr spannende Stadt. Die Menschen dort wollen etwas bewegen. Sie sind sehr westlich ausgerichtet, nicht nur was die Floristik betrifft. Es gibt dort z. B. richtige Esstempel.
Sie sind ein viel gefragter Florist, der auf der ganzen Welt Vorträge und Kurse macht. Trotzdem haben die Zeit gefunden, das Seminar ‘Tisch und Blume’ in Wien zu leiten.
Die Zusammenarbeit von Floristik und Gastronomie ist sehr spannend. Man kann sich gegenseitig steigern.
Wir möchten hier die Knackpunkte finden, wo Floristen die Gastronomen stören und herausfinden, wie die Zusammenarbeit harmonieren kann. Floristen sind ja Dienstleister, die mit anderen zusammenarbeiten müssen.
Was ich hier lerne, was hier passiert, kann ich auch für meine sonstige Arbeit verwenden.
Was denken Sie, wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere als Florist zurückblicken?
Ich hätte mir früher nie vorstellen können, so lange in einem Beruf tätig zu sein. Jetzt bin ich schon über 20 Jahre dabei. Es sind sehr spannende 20 Jahre geworden!