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Luftkanonen gegen Hagel

Ein Artikel von red. | 04.03.2005 - 09:37
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Sieben niederländische Obstplantagenanbauer schafften sich vergangenes Jahr eine Luftkanone an, um Hagel zu bekämpfen. Antihagelkanonen sind nicht neu und werden seit 25 Jahren bei Weinbauern in Frankreich, Spanien, Österreich, Schweiz und Belgien eingesetzt.
Das System ist einfach: Hagel wird produziert, wenn unterkühlte Wassertropfen in einem Gebiet von aufwärts steigender Strömung, von einer Kumulonimbuswolke kreisen. Während die Tropfen durch verschiedene Temperaturen und Feuchtigkeitsgehalte zirkulieren, wachsen sie durch Eisanlagerungen – der Hagelstein gefriert und schmilzt abwechselnd.
Mit der Kanone werden sieben Sekunden ionisierende Schockwellen in die Atmosphäre geschossen. Die Schockwellen erreichen rasch die entsprechende Atmosphäreschicht von bis zu 15.000 m Höhe, wo bis - 40 °C herrschen und in der der Hagel sich entwickelt. Ein Teil dieser Wellen wird durch die Wolken und die Tropopause zurückgeworfen. Diese Wellen treffen auf die aufsteigenden Wellen und stoßen damit zusammen. Ihre Kraft wächst, ihr Volumen und ihre Breite vermehren sich und transportieren ein wichtiges ionisierendes Potenzial.Die Bewegung von steigenden und sinkenden Schockwellen bringt die Energien von verschiedener Polarität in der Wolke miteinander in Kontakt, das in der Atmosphäre eine Kettenreaktion von Mikroexplosionen verursacht, was eine Destabilisation der Eiskristalle zur Folge hat. Die Hagelsteine können keinen Wasserdampf mehr absorbieren oder Wassertropfen aufnehmen, fallen nach unten und durchkreuzen die Zerstörungszone, die durch die Schockwellen verursacht wird. Dadurch werden die Steine zersplittert, so dass der Hagel abschließend als Regen oder nasser Schnee auf den Boden kommt. Wichtig: Man muss dem Unwetter mindestens 20 Minuten voraus sein. Es ist ratsam, dass man via SMS-Berichten vom Wetteramt rechtzeitig gewarnt wird. Durch Messen vom Polaritätsunterschied der Luft kann man zudem feststellen, ob sich etwas zusammenbraut. Das System arbeitet nur in Verbindung mit der Formung von Sommerhagel. Ein Hagelschauer im Winter ist eigentlich unterkühlter Regen – dagegen wirkt das System nicht.
Gute Erfahrungen konnte Marnix Van Praet, Zierpflanzenzüchter in Hamme/NL, sammeln: „Eine Kanone produziert 140 Dezibel Lärm. Zwar wird das Geräusch während eines Unwetters gedämpft, als ich sie aber zum ersten Mal anstellte, kamen Reaktionen von Anwohnern und Polizei. Nachdem ich erklärte, wofür dieses System diente, zeigten sie Verständnis."
Marnix ist von dem System überzeugt. Eine Hagelversicherung nimmt er nicht, trotzdem ist er sich bewusst, dass durch die Klimaveränderung und Verschmutzung der Umwelt, die Chancen auf Unwetter mit Hagelbildung noch zunehmen werden. (Quelle Dataverde)