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Echter Mehltau kein Problem

Ein Artikel von Ing. Erich Göttfried, Austrosaat | 21.01.2005 - 13:41

Bei der Jungpflanzenanzucht wurde in Steinwollwürfeln (10 x 10 cm, 7 cm hoch) angebaut. Das Anzuchthaus war schattiert und die Lüftung auf 21°C eingestellt. Auch in der Nacht blieb die Lüftung auf einen Minimalspalt von 10 % offen.

Verpflanzung. Die Verpflanzung erfolgte in bzw. auf Schaumstoffmatten (1 m lang, 10 cm breit, 7 cm hoch) in ein schattiertes Glashaus. Pro Matte wurden 3 Pflanzen gestellt und zwischen den Schaumstoffmatten war ein Abstand von 10 cm. Der Reihenabstand betrug 1,60 m. Dies ergibt eine Standweite von160 x 37 cm und einen Pflanzenbesatz von 1,7 Pflanzen/m2.Die Lüftung wurde auf 21 °C eingestellt und auch bei Nacht blieb ein Mindestspalt von 10 % offen. Die Heizungseinstellung erfolgte auf 17 °C, so dass bei einem Abfall darunter zugeheizt wurde.

Menüeinstellung. Die Bewässerung mit gleichzeitiger Düngerausbringung wurde auf 2,8 EC bzw. ph-Wert 5,4 eingestellt. Angestrebt wurden nach dem Tropfen in der Schaumstoffmatte Werte von 3,5 EC bzw. ein ph-Wert von 6,0.

Wasserführung. Der Bewässerungsbeginn war ab 9.00 Uhr und das Ende um 18.00 Uhr. In der Hauptbelastungszeit wurden auch in der Nacht maximal drei Bewässerungsstarts durchgeführt. Das war in der Zeit von 21 bis 23 Uhr. Bei Tag war der Start bei starker Sonneneinwirkung ab alle 6 Minuten und bei trübem Wetter zumindest alle 30 Minuten. Pro Bewässerungsstart wurden bis 100 cm3 pro Pflanze über die Tropfer ausgebracht.

CO2-Begasung. Die Anlage wurde auf 400 ppm eingestellt. Mit steigendem Licht wurde der Wert bis maximal 700 ppm angehoben. Die CO2-Begasung wurde zwei Stunden nach Sonnenaufgang gestartet und um ca. 16 Uhr beendet. Die Zeitangaben bei Bewässerung und CO2-Begasung beziehen sich auf Sommerzeit.

Pflanzenschutz. Gegen Echten Mehltau wurde zwei bzw. vier Wochen nach der Pflanzung mit Bayfidan 050 EW gespritzt. Bei der 1. Mehltauspritzung wurde auch mit Plenum gegen Blattläuse mitgespritzt. Plenum hat eine sehr gute Nebenwirkung gegen kleine Thripslarven. Chemisch wurde einmal eine Korrekturspritzung mit Acorit flüssig gegen Spinnmilben durchgeführt.Die sonstige Schädlingsbekämpfung wurde mit Nützlingen bestritten: Gegen Blattläuse – Aphipar (Aphidius colemani), Minierfliege – Minex (Dacnusa sibirica und Diglyphus isaea), Thrips – Thripex (Amblyseius cucumeris) und Tripor (Orius), Spinnmilben – Spidex (Phytoseiulus persimilis), Weiße Fliege – En Strip (Encarisa formosa).Der Bestand war bis zur Räumung weitgehend schädlingsfrei und gesund. Auch mit Wipfelbrennen und Mycosphaerella gab es keine Probleme.

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Aufleitung. Die Aufleitung erfolgte nach einer abgeleiteten Kring-Methode. Bis zum 5. Blatt wurden alle Früchte und Seitentriebe entfernt. Das ergibt einen Abstand von ca. 60 cm über dem Boden. Ab der 6. Frucht bzw. Blatt wurden bis zur Drahthöhe die Seitentriebe entfernt. Zusätzlich wurden auf dem Stamm keine Früchte ausgedünnt. Kommt die Pflanze oben am Draht an, köpft man sie – belässt aber ein Blatt – und zieht links und rechts je einen Seitentrieb erster Ordnung herunter. Nach vier Früchten auf einem Seitentrieb werden zwei Seitentriebe 2. Ordnung gezogen.Der Seitentrieb erster Ordnung wurde geköpft und die Seitentriebe 2. Ordnung abgeschnitten, wenn sie ca. 1 m über dem Boden angelangt waren. Bei der Pflege wurden alte Blätter, die keine Assimilationsfunktion mehr erfüllen, entfernt, um für einen guten Lichteinfall zu sorgen. Besonders im Kopfbereich der Pflanze ist ein guter Lichteinfall sehr wichtig.

Versuchsbesprechung. Die Treibgurkenversuche im Herbst standen 2003 und 2004 unter sehr unterschiedlichen Bedingungen, sowohl von der Witterungs- als auch von der preislichen Seite her. Die Kulturdaten sind etwas unterschiedlich und können den Tabellen entnommen werden.

Herbstversuch 2003. Der Sommer und der Herbst waren überdurchschnittlich warm und sehr lichtreich. Von den neun geprüften Sorten sind alle bis auf Sheila F1 mehltautolerant bzw. mehltauresistent.Kulturdaten: Anbau 21. Juni, Verpflanzung 10. Juli und Ernte vom 5. August bis 13. Oktober (24 Ernten).Im Frühertrag (5. bis 12. August, 4 Ernten) lag Torreon F1 vor Balance F1, gefolgt von Auxerre F1 und Phoenix F1 an der Spitze. Die meisten Stammfrüchte brachte die sehr wärmeliebende Hybride Phoenix. Die meisten Früchte an den Seitentrieben konnten bei Phoenix F1 und Torreon F1, gefolgt von Balance F1 geerntet werden.Im Gesamtertrag lag Phoenix F1 deutlich vor Balance F1, Torreon F1 und Aviance F1. Die nicht mehltautolerante Sorte Sheila F1 konnte gut mithalten.

Herbstversuch 2004. Die Sommer- und Herbstbedingungen waren im Vergleich zu 2003 kühler und etwas lichtärmer, eher normaler. Aufgrund der schlechten preislichen Situation wurde der Versuch nach dem 29. September geräumt und als Folgefrucht Radies angebaut. Es wurden daher nur 17 Erntegänge gegenüber 24 im Jahr 2003 durchgeführt. Alle 10 geprüften Sorten sind mehltautolerant bzw. mehltauresistent. Kulturdaten: Anbau 24. Juni, Verpflanzung 14. Juli und Ernte vom 12. August bis 29. September (17 Ernten).Im Frühertrag (12. bis 19. August, 4 Ernten) lag Balance F1 deutlich vor NUN 3237 F1, Grendel F1 und Torreon F1. Die meisten Stammfrüchte konnten mit Abstand bei Balance F1, gefolgt von Aviance F1 geerntet werden. Die stückmäßig höchsten Ernten an den Seitentrieben erreichte NUN 3237 F1, gefolgt von Balance F1, Grendel F1 und Torreon F1. Im Gesamtertrag bei frühzeitigem Kulturabschluss lag Balance F1 deutlich vor Torreon F1, gefolgt von der Neuheit NUN 3237 F1 und Aviance F1. Die wärmeliebende Phoenix F1 konnte in diesem Jahr ihre Stärken nicht so zur Geltung bringen.

Resümee

In beiden Versuchen war der Echte Mehltau kein Problem, bedingt durch tolerante bzw. resistente Sorten und sanften Pflanzenschutz.In beiden sehr unterschiedlichen Versuchsjahren haben Balance F1, Torreon F1 und Aviance F1 entsprochen. Weiter zu empfehlen ist Phoenix F1. NUN 3237 F1 wird leider aufgelassen.