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Der Riesen-Bärenklau ist nicht nur invasiv, er schadet auch der Gesundheit © lcrms/Shutterstock.com

Italien

Hohes Schadensausmaß durch Invasoren

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 27.02.2024 - 11:30

Die Auswirkungen auf Umwelt und Landwirtschaft sind laut Bericht von Coldiretti schwerwiegend und werden auch durch die unzureichenden Kontrollen an den EU-Grenzen begünstigt. Die Analyse bezieht sich genauso auf Schädlinge (Japankäfer, Feuerbrandbakterium, Kastaniengallwespe, Roter Palmrüssler) wie auch Neophyten (Riesen-Bärenklau, Wasserhyazinthe, Lotus und Akazie).

Schaderreger

Popillia japonica, der stark polyphage Japankäfer, befällt und zerstört nicht nur Rasen sondern entblättert auch Weinberge sowie Obst- und Zierpflanzen im Piemont und der Lombardei. Der Klimawandel hat die Vermehrung im Alpenwald begünstigt. Xylella fastidiosa, das Feuerbrandbakterium, kam mit tropischen Pflanzen nach Italien und hat bis heute mehr als 21 Mio Pflanzen infiziert und ein Massaker an Olivenbäumen angerichtet, wie Coldiretti berichtet. Das Bakterium habe auf 8.000 m2 ein gespenstisches Panorama hinterlassen, das entspricht 40% der Fläche von Apulien, und hat sich im vergangenen Jahrzehnt mit ca. 20 km pro Jahr verbreitet. In der Produktion und Lieferkette von nativem Olivenöl extra habe dies zu einem Verlust von 5.000 Arbeitsplätzen geführt.

Auch Kastanien haben einen großen Preis durch Globalisierung und Einwanderung fremder Arten bezahlt: Die aus China stammende Japanische Esskastanien-Gallwespe Dryocosmus kuriphilus führt in der Larvalentwicklung zum Anschwellen der Knospen. Mit dem natürlichen Antagonisten Torymus sinensis (einer parasitische Wespe) konnte die Bekämpfung erfolgreich eingeleitet werden, eine Eindämmung brauche aber noch Zeit. Durch den Roten Palmrüssler Rhynchophorus ferrugineus wiederum sind seit dem ersten Auftreten in Italien 2004 verheerende Schäden an Palmen entstanden. Er befällt öffentliche Grünflächen und Privatflächen in Sizilien, Kampanien, Kalabrien, Latium, Ligurien, Abruzzen und Molise.

Verdrängung der heimischen Flora

Fremde Pflanzen aus dem Ausland verleihen Gärten, botanischen Gärten und Teichen einen Hauch von Exotik. Sie können aber invasiv werden und die Artenvielfalt, Wirtschaft und Gesundheit in der Region bedrohen. Das ist z.B. beim Riesen-Bärenklau Heracleum mantegazzianum mit seinem brennenden Pflanzensaft der Fall. Die Wasserhyazinthe Pontederia crassipes wiederum besiedelt Kanäle und Wasserstraßen. In den USA wird sie auch als „million dollar weed“ bezeichnet, da die Ausgaben für die Beseitigung aus Schiffkanälen in die Millionen gehen. Ebenso invasiv ist die Lotusblume Nelumbo nucifera und die Akazie Robinia pseudoacacia. Letztere hat aber immerhin den Vorteil der Bienenernährung und Honigproduktion.

Die Einschleppung von gebietsfremden Organismen müsse angemessen überwacht werden, so Coldiretti. Nicht nur der Klimawandel, sondern auch die lückenhaften Kontrollen an den Grenzen der EU hätten die Verbreitung begünstigt. Im Gegensatz zu den Importen von Agrar- und Gartenbauprodukten, müssten die heimischen Artikel beim Export schärfere Vorsichtsmaßnahmen und Quarantänen überwinden.


Quelle: Coldiretti