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© Marion Schmid

Ideen werden sichtbar

Ein Artikel von Ulrike Fassler | 03.03.2015 - 18:00

Veronika König, Blumen Lehner, Wels/OÖ

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© König

Die Vorbereitungen für die Teilnahme an Bewerben sind aufwändig. Warum es sich dennoch lohnt, diese Herausforderung anzunehmen, erklären die beiden Wettbewerbskandidatinnen Veronika König aus OÖ und Marion Schmid aus Bayern im Gespräch mit Gärtner+Florist.  

GÄRTNER+FLORIST: Welche Stationen waren in Ihrem Lebenslauf relevant und wie würden Sie Ihre Berufsphilosophie formulieren? Was möchten Sie Ihrer Umgebung mit Ihren Gestaltungen vermitteln?
König: Ich habe meine Ausbildung von 2010 bis 2012 bei Blumen Lehner in Wels/OÖ gemacht und bin hier nach wie vor beschäftigt. Bereits in meiner Ausbildungszeit habe ich an vielen Bewerben wie dem Landes- und Bundeslehrlingswettbewerb teilgenommen. 2012 war ich bei den Austria Skills unter den ersten Drei und wurde zu den World Skills  2013 in Leipzig zugelassen, wo ich auch mit der Medal of Excellence eine gute Platzierung erreicht habe. Meine bisherigen Erfolge ermutigen mich zu weiteren Herausforderungen und ich freue mich daher auch schon auf den Alpe Adria Cup.

Ich möchte den Menschen die Perfektion der Natur widerspiegeln, von der ich selbst so fasziniert bin

Was meine Berufsphilosophie anbelangt, macht es mir Freude, wenn ich mit meinen floristischen Arbeiten andere Menschen beeindrucken kann. Ich möchte ihnen die Perfektion und Schönheit der Natur widerspiegeln, von der ich selbst so fasziniert bin. Sehr gerne arbeite ich in erster Linie mit natürlichen, zarten und feingliedrigen Pflanzen. Bei der Farbauswahl der Floralien gehe ich sehr sensibel vor und bevorzuge hier vor allem die ruhigeren Farben. Sehr schön an solchen Wettbewerben ist auch die Möglichkeit, seine Arbeiten öffentlich zu präsentieren und somit gleich sehr viele Menschen auf einmal zu erreichen.

Bei einem Bewerb kann man außergewöhnliche und viel umfangreichere Arbeiten anfertigen als im Alltag

GÄRTNER+FLORIST: Warum haben Sie sich zum Alpe Adria Cup angemeldet? Was motiviert Sie zur Teilnahme, bzw. wie werden Sie von Ihrer Umgebung dabei unterstützt?

Meine Arbeitskollegen geben mir bei den Vorbereitungsarbeiten auch oft
Impulse für neue Umsetzungen


König: Es war meine eigene freie Entscheidung, mich zur Teilnahme anzumelden. Ich habe mich erst spät dazu entschlossen. Bei einem Bewerb hat man Gelegenheiten, die einem im Alltag von Vorneherein verwehrt bleiben. Man kann hier außergewöhnliche und viel umfangreichere Arbeiten anfertigen und somit sehr viel dazulernen. Ich betrachte sie als große gestalterische Herausforderungen.
Auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung sind sie sehr förderlich. Ich wurde dadurch viel selbstbewusster.

Von der Firma werde ich bei meinen Vorbereitungen und Ausarbeitungen der Ideen sehr gut unterstützt. Meine Arbeitskollegen  geben mir auch oft Impulse für neue Umsetzungen. Beim konkreten Vorbereiten  von Gegenständen arbeiten wir ebenfalls zusammen. Es wird an so manchen Aufbauten bzw. Modellen gemeinsam gebastelt und geklebt. Sehr hilfreich ist auch die Überzeugung meiner Mitarbeiter an meinem Können. Wenn ich unsicher werde, ob ich auch wirklich gute Konzepte ausarbeite, sind sie da, um mich zu beraten, beruhigen oder zu bestärken, dass alles gut gehen wird. Neben meinen Arbeitskollegen stehen natürlich auch meine Freunde und meine Familie hinter mir, die ganz fest an mich glauben.  

Zur Umsetzung der Arbeiten möchte ich darauf hinweisen, dass ich die Werkstücke nur so weit vorbereite, dass ich dann direkt in der Wettbewerbssituation nicht auf unvorhergesehene Hürden stoße. Ich fertige jedoch keine kompletten Arrangements an, denn das würde die Spontaneität der künstlerischen Ausfertigung und die Authentizität und somit Faszinationskraft der Wettbewerbsarbeit beeinträchtigen.

GÄRTNER+FLORIST: Welche Vorgaben gibt es für den Alpe Adria Cup? Wie sind Sie zu den Aufgabenstellungen informiert?
König: Es warten neue und interessante Werkstückkategorien auf uns. Insgesamt müssen 6 Werkstücke angefertigt werden. Neben den klassischen Kategorien Brautstrauß, Strauß und Tischdeko müssen wir z. B. eine Wahlarbeit zum Thema Gegensätze gestalten. Ebenso neu ist die Vorgabe, ein Selbstbildnis zu kreieren. Die Art und Größe bzw. Technik bleibt dabei uns überlassen. Auch sehr interessant wird die Aufgabe einer Lichtinstallation werden.

Ein wichtiger Teil der Vorbereitungen ist das Ausprobieren von Materialien und die Kombination mit Floralien

Bis Weihnachten habe ich hierfür Ideen gesammelt und Pläne ausgearbeitet. Dann bin ich an die Vorarbeiten zu den notwendigen Aufbauten und Konstruktionen herangegangen.

Ein wichtiger Teil der Vorbereitungen ist auch immer das Ausprobieren von Materialien und die Kombination mit Floralien. Kurz, man muss sich auf Experimente einlassen, denn nur durch das Spiel mit verschiedenen Möglichkeiten findet man zu neuen interessanten Gestaltungswegen.

Ich bevorzuge bei der Auswahl der Floralien, wie bereits erwähnt, Naturmaterialien. Selbst Gesammeltes und Getrocknetes wie z. B. Fruchtstände mag ich gerne. Viel gestalterisches Potenzial finde ich auch in den Wiesenblumen, deren kleingliedrige Blüten ich sehr gerne mag und daher häufig in meinen floralen Arbeiten verwende.

Die künstlerische Note meines Berufes macht mir besonders Spaß und die Möglichkeit, damit andere zu erfreuen

GÄRTNER+FLORIST: Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besondere Freude und welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
König: Der unerschöpfbare Reichtum und die Facettenvielfalt der Natur ziehen mich immer wieder aufs Neue in den Bann und ich würde diese Vielfalt am liebsten in ihrem Ganzen erfassen können.
Die künstlerische Charakteristik meines Berufes macht mir besonders viel Spaß.
Für meine Zukunft habe ich mir einstweilen noch keine konkreten Pläne gemacht. Derzeit wartet mit dem Alpe Adria-Cup die nächste Herausforderung auf mich. Alle weiteren Schritte lasse ich ganz einfach auf mich zukommen.

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© Veronika König

Veronika König:
Geboren: 28.02.1993

• Lehre bei Blumen Lehner in Wels
• Lehrabschlussprüfung Jänner 2012 als Floristin

• 3. Platz beim Landeslehrlingswettbewerb
• 4. Platz beim Bundeslehrlingswettbewerb
• 2. Platz bei den Vorausscheidungen zu den Worldskills in Wien
• Medaille of Excellence bei den Worldskills in Leipzig 2013


 

Marion Schmid, Blumen Elsperger-Weiss, Kolbermoor/D

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© Marion Schmid

GÄRTNER+FLORIST: Wenn Sie Ihren eigenen Lebenslauf mit seinen wichtigsten Etappen kurz anführen, was hat Sie beruflich am meisten positiv beeinflusst?
Schmid: Meine Mutter, die einen Blumenladen führt, hat mir die Liebe zur Kreativität mit Blumen schon von Kindesbeinen an mitgegeben.

Mein wichtigster Lebensabschnitt war meine Meisterausbildung an der
Naturakademie bei Franz-Josef Wein


Meine ersten Flügel in der Floristik verlieh mir mein Lehrherr Blumen Hauser Brannenburg/D, mit dem ich bis heute in einem engen kreativen Austausch stehe. Damals konnte ich Wettbewerbserfahrungen sammeln, bei denen ich sehr persönlich unterstützt und mir nachhaltig die Grundlagen der Gestaltung verinnerlicht wurden.

Mein wichtigster Lebensabschnitt war meine Meisterausbildung an der Naturakademie bei Franz-Josef Wein.Ich konnte somit bereits früh viel über mich und mein floristisches Umfeld lernen. Es war für mich eine Zeit, in der ich mich sehr intensiv mit mir selbst auseinandersetzen konnte. Ich habe von Wein gelernt, mir Zeit für Ideenentwicklung, Reduktion auf Kernaussage und Umsetzung in aller Konsequenz zu nehmen, um Werkstücke mit Tiefsinn und bleibenden Eindrücken zu entwickeln.

Heute arbeite ich seit 12 Jahren mit meiner Mutter in unserem gemeinsamen Floristfachgeschäft und konzentriere mich auf die persönliche und individuelle Betreuung unserer Kunden. Als Fachreferentin für Floristik genieße ich auch die Abwechslung und den Austausch mit Kollegen.
Früher habe ich an vielen Bewerben teilgenommen. Bei den Landesmeisterschaften in Bayern habe ich die „Silberne Rose“ gewonnen. Bei der deutschen Meisterschaft in Berlin konnte ich den 5.Platz erreichen.

GÄRTNER+FLORIST: Was motiviert Sie zur Teilnahme am Alpe Adria-Cup bzw. wie werden Sie von Ihrer Umgebung dabei unterstützt? Mit welchen Erwartungen ist die Teilnahme verbunden?
Schmid: Ich wurde eigentlich von der oberösterreichischen Innungsmeisterin Sonja Haider dazu inspiriert. Ursprünglich hatte ich nämlich wirklich Selbstzweifel, ob ich mich nun nach mehreren Jahren nochmals einem Wettbewerb stellen sollte. Jedoch warten tolle Themen auf die Wettbewerbskandidaten.

Für mich bedeutet der Wettbewerb eine schöne Möglichkeit, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen und dabei zugleich den Rückhalt meiner Umgebung zu spüren. Meine Familie und meine Kollegen sind bereit, mit mir gemeinsam die Vorbereitungen zu treffen. Gemeinsam gehen wir in die Wälder, um Materialien zu sammeln. Mein Vater und mein Mann arbeiten an Grundgerüsten, die ich für meine Arbeiten brauche. Jeder ist mit Herzblut dabei. Diese Gemeinschaft freut mich und gibt mir sehr viel Kraft und Motivation. Sogar mein Lehrherr schaut vorbei und gibt mir Feedback, denn die sogenannte zweite Meinung ist für mich sehr wichtig, um auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Blumen und Gestaltung muss man fühlen, um sie für den Moment leben zu lassen

GÄRTNER+FLORIST: Wie bereiten Sie sich für den Wettbewerb vor? Welche Vorgaben gibt es für die Werkstücke? Wie sind Sie zu den Aufgabenstellungen informiert?
Schmid: Meine Inspiration ist die Natur und mein Bauchgefühl der Kompass, diesen Ideen eine Gestalt zu geben. Die notwendigen Techniken, um die Werkstücke wachsen zu lassen, habe ich während meiner Meisterausbildung vertieft.
Blumen muss man fühlen und sie für den Moment leben lassen. Das Schönste an meinem Beruf ist, dass man die Spontaneität des eigenen Empfindens immer unbewusst in den eigenen Gestaltungen ausdrückt.

Wettbewerbe bedeuten für mich, in die Perfektion zu gehen

Eine Aufgabenstellung, die mich sehr beschäftigt, ist die Anfertigung des Selbstbildnisses. Ich empfinde es als eine große Herausforderung, Menschen durch das Betrachten eines Werkstückes den Eindruck einer Persönlichkeit fühlbar zu machen. Wenn mir das gelingt, kann ich das als ganz besonderen Erfolg für mich vermerken.

Generell haben wir keine Einschränkungen - weder in der Größe noch in der Form der einzelnen Werkstücke. Wir haben sozusagen Freiheiten ohne Ende. Genau diese Freiheit ist die Herausforderung in diesem Wettbewerb, denn es erfordert Vorgaben und Grenzen von einem selbst. Vor allem in der Aufgabenstellung „Gegensätze“ wurden durch die intensive Auseinandersetzung mit Polaritäten viele Entscheidungen notwendig. Ich schöpfe meine Kreativität aus der Intuition und der Natur. Beides ist für mich Grundlage und Potenzial für neue Ideen.

GÄRTNER+FLORIST: Mit welchen Floralien trainieren Sie welche Werkstückkategorien bzw. Themen?
Schmid:
Die Auswahl der Pflanzen ist bei mir abhängig von meiner jeweiligen Tagesverfassung. Wenn ich meine Ideen sortiert und in Form gebracht habe, habe ich ein inneres Bild in meinem Kopf und das Konzept für meine Arbeit ist durchorganisiert. Generell lege ich mich stilistisch nicht fest. Mal reihe ich Materialien schlicht und in monotoner Anordnung aneinander. Dann wieder arbeite ich extrem abwechslungsreich und exotisch. Mein Motto lautet ganz einfach „Vielfalt“.

GÄRTNER+FLORIST: Was erwarten Sie sich vom Wettbewerb? Was macht Ihnen an Ihrem Beruf besondere Freude? Wie lauten Ihre Pläne für die Zukunft?
Schmid:
Wettbewerbe bedeuten für mich, in die Perfektion zu gehen. Sicher wäre es schön, bei der Auswertung ganz vorne dabei zu sein. Das ist aber nicht meine primäre Motivation, denn wenn man sich auf ein Ziel versteift, bedeutet das zugleich Einschränkung der eigenen Kreativität.

Bezüglich meiner Pläne für die Zukunft lautet mein Motto „Aufgehen und leben“. Damit meine ich, das eigene Tun ungezügelt zur Entfaltung zu bringen.

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© Marion Schmid

Marion Schmid:
Geboren: 18.04.1979

• 1996–1998 Ausbildung zur Floristin bei Blumen Hauser Brannenburg
• 1998–1999 Weiterbildung Gärtnerei Baumeister
• 1999–2010 Im elterlichen Betrieb Blumen Elsperger-Weiss, Kolbermoor/D
• 2001 Silberne Rose 2001 – 3. Platz
• 2003–2004 Meisterprüfung Schiltern Franz Josef Wein
• Medaille of Excellence bei den Worldskills in Leipzig 2013
• 2006–2015 Fachreferent FDF

• 2008 Silberne Rose Ulm – 1. Platz
• 2008 Goldene Rose Berlin – 5. Platz
• 2010 Organisatorische Unterstützung: Silberne Rose Rosenheim
• 2010 Mitwirkung an 11 Themenbezogenen Hallenschauen
(Landesgartenschau Rosenheim)
• 2013 FDF Florist Fachgeschäft


 

Alpe Adria Cup-Teilnehmer 2015
NameBundesland/Land
Olga AbdrakhmanovaUfa /Russland
Silke AlbertiApolda/Deutschland
Marion BaumannSchwanenstadt/Oberösterreich
Timo BolteWien
Sandra CäsarDornbirn/Vorarlberg
Marcus ForsterWinterthur/Schweiz
Monika GußnerZwettl an der Rodl/Oberösterreich
Hana Kindelmannová SebestovaSusice/Tschechien
Veronika KönigWels/Oberösterreich
Gerhard KuppelwieserWien
Viktoria LaglerKl.-Pöchlarn/Niederösterreich
Andreas MüssigMurnau/Bayern/Deutschland
Christiane NebelSalzburg-Stadt
Iris OppermannAmpflwang/Oberösterreich
Nicolaus PetersBerlin/Deutschland
Gerald Anton SchieblerTraun/Oberösterreich
Marion SchmidKolbermoor/Deutschland
Caroline SocherKrumpendorf/Kärnten
Adrian SzuleckiWien
Thomas TergowitschWien
Lisa ThalmayrNussdorf/Salzburg
Silvia UnterbergerWeiz Steiermark
Tamara WakonigDorfen/Deutschland
Silke WeilhartnerSt. Martin im Innkreis/Oberösterreich