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Herrschaft der Blumen

Ein Artikel von UF/FDF/BBH | 09.10.2007 - 00:54
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Mitten in einer Welt voller Innovationskraft suchen die Menschen nach Beständigkeit und finden immer wieder neue Mittel und Wege, ihre Nostalgiesehnsucht zu befriedigen.
Der Retro-Trend ist mittlerweile ein wenig verstaubt. Während einst sowohl altes Design wie verjährte Funktionen in Ehren gehalten wurden, entwickelt sich jetzt ein frischer, kreativer Umgang mit betagten Epochen und ihren Objekten. Die Vergangenheit leuchtet in Zitaten auf und wird zeitgenössisch umgedeutet, moderne Funktionen werden mit dem Design von Klassikern kombiniert und es entsteht etwas Neues, Anderes.

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Florale Inspirationen für den Winter 2007/08
Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die floralen Inspirationen des Winters 2007/08 „Floral Empire“ zu verstehen. Das Empire war eine Stilrichtung innerhalb des Klassizismus, die im letzten Jahrzehnt des 18. Jhd. in Frankreich entstand und fest an den Personenkult um Napoleon Bonaparte gebunden war. Sie erfasste sowohl Innenraumdekoration und Möbelkunst sowie Kunsthandwerk und Mode. Der Empirestil hatte vor allem Repräsentation und Dekoration zum Ziel.

Sein Vorbild war die römische Kaiserzeit. Geradlinigkeit, Strenge und Feierlichkeit sollten Größe und Macht veranschaulichen. Die „Macht beziehungsweise die Herrschaft der
Blumen“, wie man Hollands Wintertrend „Floral Empire“ übersetzen könnte, besinnt sich auf diese Epoche unter Napoleon Bonaparte zurück, die vom Absolutismus geprägt war.

Die Faszination des Kontrastes von Wärme und Strenge
Die Größe und Macht Frankreichs repräsentierte sich in der Architektur in Monumentaliät und Linearität.
Merkmale des Empire sind wuchtige, flächenbetonte Formen, streng kubische Möbel, in Anlehnung an die griechisch-römische und altägyptische Architektur reich mit Bronzeapplikationen besetzt. Pilaster, Säulen, Simse und Friese kommen ebenso vor wie mythologische Figuren, Lorbeer oder Eichenblätter.
Der vom Blumenbüro Holland kreierte Blumentrend macht in der Gestaltung von der Faszination des Kontrastes von Zartheit und Strenge beziehungsweise von Wärme und arroganter Kälte gerne Gebrauch.

Spiel mit Farben und Formen
Es wird mit der Faszination und Symbolik von Farbe und Form gespielt. Die Blumensträuße des Winters orientieren sich an klassischen, historischen Formen und interpretieren sie neu. Rosetten, Pokale, Kandelaber spielen dabei ebenso eine Rolle wie Schleifen, Borten oder Drapierungen.
Die Sträuße sind meistens symmetrisch und präzise in Form gebracht. Nichts bleibt dem Zufall überlassen.

Machtsymbolik von Pflanzen
Diesymbolische Macht der dezenten Pflanzen wird durch wuchtige, schwere Unterlagen oder durch vertikale, lineare, spitzzulaufende Vasenformen unterstützt. Kurz, ausgefallene
Farben, Formen und Muster prägen den Stil. Alles was exzentrisch anmutet, gefällt.
Vasen können auch durch andere Behälter wie durch Schalen, Kelche, Schüsseln oder womöglich gar durch ein Kissen ersetzt werden, wobei ihnen allen eine gewisse Wuchtigkeit und Schwere eigen ist, die sich entweder durch die Charakteristik des Materials oder durch die dunkle Farbe ergibt.

Extravagante Wuchsformen
Bei den Pflanzen hingegen sind helle, vornehme zurückhaltende Farben angesagt. Die Arrangements erstrahlen entweder in reinem Weiß oder bewegen sich auf einer pudrigen Farbpalette von Rot-, Rosaund Violettnuancen.

Noch wichtiger bei der Auswahl der Pflanzen sind jedoch ihre extravaganten Wuchsformen. Je sinnlicher oder prägnanter die Blütenformen, die uns in der kalten Jahreszeit an den ungeheuren Reichtum der Pflanzenwelt erinnern, desto attraktiver sind sie für den Wintertrend. Man bedenke den symbolischen Gehalt eines Arrangements der bekannten Hochzeitsblumen Calla in einer großen Schüssel.

Ausdrucksstarke, von Skulpturen inspirierte Sträuße
Wir bewegen uns zwar in einer Welt heller und leichter Farben, dennoch sind die Werkstücke eher kompakt, dekorativ und blumig. Ausdrucksstarke, wie gemeißelt anmutende Sträuße, inspiriert durch Perücken und Skulpturen.
Kräftige Blütenkelche werden kombiniert mit romantischen Blumen wie Nelken und Ranunkeln. Historische Werkformen und klassisch bekannte Formen dominieren Floral Empire. Die repräsentativen Aufgaben des Winters „Floral Empire“ übernehmen trompetenförmige Zantedeschia, imposante Amaryllis, edle Lilien, sanfte, pomponartige Ranunkeln, stolze Rosen, duftig rüschige Nelken und verspielte Nerinen.

Historische Elemente gewinnen an Bedeutung
Die Angst, uns in einer Welt unbekannter Möglichkeiten und
Erneuerungen zu verlieren, lässt uns nach einem Halt suchen.
Wir haben das Bedürfnis, vertrauten Boden unter unseren Füßen zu spüren. Dadurch gewinnen historische Elemente an Bedeutung.
Dies kann der Klassizismus von Kaiser Napoleon III. und Queen Victoria sein, die Bezugnahmen können jedoch auch zurückreichen bis zu den alten Griechen und Römern.

Historische Formen bekommen ein zeitgemäßes Outfit; sie werden vergrößert oder aus modernen Materialien gearbeitet. Die eingesetzten Formen haben etwas Würdevolles, Majestätisches – fast könnte man von „floraler Arroganz“ sprechen. Unterschiedliche Siegessymbole wie Pokale, Orden, Abzeichen und Embleme werden eingesetzt. Auch sind Skulpturen sehr beliebt, die historischen Bezug nehmen.

Repräsentationskraft mit Feingefühl
Wer bei der Wahl der Wintersträuße Rosa mit Pink und Rot kuscheln lässt, sendet eindeutig optimistische Impulse aus und schafft um sich herum eine wärmende Wohlfühlatmosphäre.
„Floral Empire“ heißt dann auch der Wintertrend mit Schleifen, Drapierungen, Borten, Bändern. Die Sträuße haben, was Größe und Anzahl der Blumen betrifft, Repräsentationskraft. Es gilt die Devise: Klotzen statt kleckern, allerdings nie plump, sondern bitte immer mit dem nötigen Feingefühl.

Unsere diesjährigen Winterschönheiten Rosen, Nelken, Zantedeschia, Amaryllis, Nerinen, Ranunkeln, Lilien und Schleierkraut lassen sich fabelhaft untereinander zu romantischen Arrangements mit echtem Kuschelfaktor kombinieren.

Blumen sagen mehr als tausend Worte
Pflanzen, insbesonders die farbenfrohen Blumen, haben in der kalten Jahreszeit einen sehr hohen symbolischen Wert. Durch ihre Farbigkeit versinnbildlichen sie Wärme und Leben. „Blumen sagen mehr als tausend Worte“, heißt es so schön. Egal, ob in Form von Blumensträußen, Gestecken oder als Arrangements in Vasen, sie vermögen im Gefühlsbereich ganz einfach sehr viel zu bewirken.

Wie Sie wissen, Liebe und Macht liegen bekanntlich nah beisammen. In diesem Spannungsfeld von Kontrasten liegt auch „das gewisse Etwas“ dieses Wintertrends begründet.