Zu schwere Blüten, zu kurze Haltbarkeit, baldiges Ausfallen der Blütenblätter und schwierige Verarbeitung der zu biegsamen Stiele sind zu viele negative Eigenschaften für die Pfingstrose.
Trotzdem setzen wir den Text fort. Wir wollen Sie nachfolgend nämlich zu einem neuen Versuch mit Pfingstrosen überzeugen. Vergessen Sie zuvor aber ganz einfach die alten Bauernpfingst-rosen (Paeonia-officinalis-Hybriden), deren schlechte Eigenschaften wir eben schilderten.
Verkaufsgespräch
Paeonia lactiflora, eine andere Species aus der umfangreichen Gruppe der Staudenpfingstrosen, hat diese Eigenschaften nämlich so gut wie überhaupt nicht und lässt sich deshalb in der Floristik gut verarbeiten. Ihre Kunden staunen bestimmt über diese „Neuheit" im Sortiment. Natürlich gehören ein paar erklärende Worte beim Verkaufsgespräch dazu, wenn die Frage nach dem Pflanzennamen beantwortet wird. Denn bei fast allen, besonders aber älteren Kunden haben sich ja die aufgezählten schlechten Erinnerungen als Schnittblume, meist aus der Kindheit in Bauerngärten, tief eingeprägt und alles was so oder ähnlich aussieht, wird damit assoziiert.
Die auch als Edelpfingstrosen bezeichnete Gruppe ist bei den Staudengärtnern bereits gut bekannt und dort vielerorts in Kultur oder zumindest im Sortiment. Diese bieten sich auch im Moment noch als beste Bezugsquellen an, denn bis zu den Schnittblumengroßhändlern hat sich die Verwendungsmöglichkeit von Edelpfingstrosen bisher noch nicht herumgesprochen. Da die Mutterpflanzen bei der Kultur zur Erzielung eines optimalen Zuwachses im Freiland ausgepflanzt werden, fallen bei den Staudengärtnern zur Blütezeit starke Blütenstängel mit voll entwickelten Blüten in Mengen an. Die Züchter unterscheiden bei diesen zwischen
→ einfachen Blüten
→ japanischen Blüten
→ anemoneförmigen Blüten
→ halbgefüllten Blüten
→ gefüllten Blüten (hier nochmals Untergruppen)
Unterschiede in der Blüte
Zwischen Bauernpfingstrosen und Edelpfingstrosen gibt es bei der Belaubung fließende Übergänge, da beide Arten seit Jahrhunderten miteinander gekreuzt werden. Eine Unterscheidung und Zuordnung allein vom visuellen Eindruck der Blätter ist auch für „normale“ Gärtner fast unmöglich. Nur an der Blüte lassen sich die Unterschiede erkennen.
Bekannt ist ja, dass die meist gänzlich gefüllten Blüten der Bauernpfingstrosen wesentlich größer und damit schwerer und plumper sind. Die Stängel können sie meist gerade noch tragen. Dabei sind diese meist bereits so stark gekrümmt, dass sie sich floristisch eigentlich nur gesteckt mit ganz kurzem Stiel verarbeiten lassen.
Ausgewogene Blütengröße
Edelpfingstrosen stehen im Gegensatz dazu viel beschwingter und leichter auf ihren Stängeln. Sie bleiben auch mit voll geöffneter Blüte weitgehend gerade (bis auf die stark gefüllten sog. Bomben-Typen) und können ihre Blüten somit prob–lemlos tragen, da das Verhältnis vom Stiel zur Blütengröße ausgewogener ist. An einem Stiel befinden sich bei diesen auch generell mehrere Blüten. Sie haben auch eine längere Haltbarkeit gegenüber Bauern–pfingstrosen.
Wenn die Blüte zu einem Drittel geöffnet ist (sich „drücken“ lässt, weil sie dann noch nicht bestäubt ist), ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um sie über dem dritten bis vierten Laubblatt abzuschneiden.
Wasserschlürfer
Päonien haben einen hohen Wasserverbrauch. Sobald große Mengen Blüten auf dem Feld geschnitten werden, sollten sie bereits hier bei der Zwischenlagerung intensiv mit Wasser versorgt werden. Bei längerem Transportweg ist dies ebenfalls notwendig. Im Geschäft heben bei der Präsentation Glasgefäße nicht nur die Stängel hervor. Darin kann weiterhin der Wasserverbrauch permanent einer Sichtkontrolle unterzogen werden. Ein regelmäßiges Nachfüllen von Wasser ist auch wegen dem sicheren Stand der Gefäße erforderlich. Das ist wiederum besonders wichtig, wenn während des Verkaufs einzelne Blüten entnommen werden.
Aneinander gepresste Stiele beginnen schnell zu faulen. Das gilt besonders für die Kühllagerung. Diese ist über mehrere Tage problemlos möglich. In den Gefäßen deshalb die Stiele immer lo–cker einstellen. Auch hierfür eignen sich wegen der Wasserkontrolle am besten durchsichtige Gefäße.
Kombination mit anderen Schnittblumen
Bei der Verarbeitung schaffen besonders senkrecht emporsteigende Blütenstände Akzente zu den opulenten Päonien. Geeignet dafür sind Delphinium, Eremurus, Glockenblumen, Bartiris und Gräser. Päonien gehören gärtnerisch zur Gruppe der Prachtstauden. Eine parallele Verwendung von weiteren Prachtstauden sollte daher mit Bedacht gewählt werden. Wegen des hohen Wasserbedarfs sind Werkstücke mit Päonien in Gefäßen eigentlich besser aufgehoben als in Steckmasse oder einzelnen Röhrchen.
Ein Duft liegt in der Luft
Päonien blühen im Haus oder der Wohnung, weil vor Sonne und Regen geschützt, oft besser und auch länger als im Freiland. Der angenehme, von Sorte zu Sorte aber unterschiedlich starke Blütenduft, ist hier ebenfalls intensiver wahrzunehmen. Ihre Haltbarkeit beträgt im Zimmer etwa acht bis zehn Tage. Das bei Bauernpfingstrosen generell zu beobachtende „Rieseln" der Blütenblätter, entweder beim Anstoßen an die Blüten oder im Verblühen, ist bei den Edelpfingstrosen nicht zu beobachten.
Somit lassen sich während der etwa vierwöchigen Blüteperiode interessante Werkstücke mit neuen Akzenten, ohne bekannte, althergebrachte Probleme, schaffen.