1117786896.jpg

© red.

Brautstrauß-Formen

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 01.04.2005 - 10:10
1117786896.jpg

© red.

Kleine, runde Sträuße werden landläufig als „Biedermeier“ bezeichnet und eignen sich auch meist als schlichte Form des Brautstraußes. Wichtig ist die abschließende Manschette, die aus Blättern, einem ummantelten Kartonring oder einer fertigen Stoffmanschette bestehen kann. Biedermeier passt zu einer kindlich-verspielten Braut oder einem bescheidenen Brautkleid mit kurzem Rock.
Die Geburtsstunde des Biedermeierstraußes war 1815 und erlebte seine Hochblüte bis etwa 1855. Er entwickelte sich aus einfachen Blumengebinden, die in Biedermeierhaltern gesteckt wurden. Um die Blüten herum wurden kleine Blätter angeordnet. Die Sträuße waren immer farbenfroh und alternativ zum Fächer. Mit der Zeit wurden diese Gestecke perfektioniert und Biedermeiersträuße fanden in vielen Lebensbereichen Einzug – auch in die Brautstrauß-Floristik.
Die halbkugelförmige Straußkuppel kann man schnell und einfach mit großen Blüten oder üppigen, buschigen Blütenständen fertigen. Bei gemischten Größen werden kleine Blumen in der Mitte und die größeren sukzessiv zum Rand hin angeordnet. Die Form ist durch die dicht nebeneinander liegenden Blüten geschlossen. Bei verschiedenen Blumen werden diese ringförmig, spiralig oder in regelmäßiger Streuung eingefügt. Die Randpartie wird aufgelockert gestaltet – zierliche Blüten und Triebspitzen harmonieren im rhythmischen Wechsel.
Bevorzugt werden kleine, runde Blütenformen, z. B. Röschen, Tausendschön, Anemonen und Ranunkeln. Die moderne Floristik zeigt, dass hier der Fantasie jedoch keine Grenzen gesetzt sind, oft kann die Blume in den Hintergrund und die Blattmanschette in den Mittelpunkt rücken.
Gebunden wird mit natürlichen Blumenstielen. Ideal ist es, wenn alle Blüten die gleiche Stiellänge besitzen. Kurze Stiele werden wattiert und dann zum Strauß zusammengenommen. Bei vielen Arten ist es heute allerdings nicht mehr notwendig, die Blumen zu wattieren, da sie wegen ihrer Oberfläche nur wenig Wasser verdunsten.

Glamelie

1117786650.jpg

© red.

Die Glamelie ist eine Brautschmuckform aus England und setzt sich ursprünglich aus dem Namen Gladiole und Kamelie zusammen. Ihre Form ist rund, aufgewölbt wie eine Kamelienblüte und ebenso dicht. Die Blütenblätter können sich von innen nach außen abgestuft wandeln – etwa von hell nach dunkel, von eng eingerollt nach flach oder von klein nach groß. Die Blütenblätter sind häufig von Rosen oder Kamelien. Der Abschluss erfolgt häufig mit einem Blattkranz, der aus Kirschlorbeer oder Maranten sein kann.
Die Technik erfordert viel Feinarbeit: Zwei bis drei Blütenblätter werden stufig übereinander gelegt und mit feinem Silberdraht an dünnem Draht (07/18) festgemacht. Diese werden schließlich zur Blüte zusammengesetzt.

Der Biedermeierhalter

1117786965.jpg

© red.

Der Biedermeierhalter kam 1820 auf und behielt seine Funktion bis 1880. Nach und nach entwickelte er sich gegen 1910 zu einem Brautstraußhalter. Biedermeierhalter wurden aus Gold, Silber oder goldüberzogenem Metall hergestellt. Goldene waren selten und nur wohlhabenden Damen vorbehalten, viele Halter waren auch mit Halbedelsteinen und Perlen bestückt. Meist hatten sie eine trompetenähnliche Form mit wunderbar verziertem Griff. Sie hatten häufig Kettchen, um den Halter an einem Fingerring einer Dame zu sichern.
Die Halter wurden zu Bällen, Opern oder Einladungen mit Blumenschmuck getragen, ehe sie nur noch bei Hochzeiten Verwendung fanden.