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Blumenmuffel rüsten auf

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 15.04.2005 - 10:31
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Über Sinn und Unsinn des Muttertags lässt sich diskutieren, denn ein einziger Tag der Verehrung reicht nicht aus, um einer Mutter ihren Einsatz für die Familie zu vergelten. Menschen brauchen aber Rituale und Fixpunkte, an denen sie innehalten können und Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Einige sehen nur Kitsch und Kommerz, die Mehrzahl der Menschen dagegen liebt die Vertrautheit dieses Familienfeiertages, an dem die Rollen vertauscht und die Mütter verwöhnt werden.

Seit 1924 in Österreich. Die erste Erwähnung eines dem Muttertag verwandten Festes erfolgte bereits 1644 in England.
Der „Mothering Day“, an dem sich die ganze Familie versammelte und feierte, geht vermutlich auf einen Mutterkult im antiken Griechenland zurück. Der moderne Muttertag, wie wir ihn heute kennen, wurde aus den USA eingeführt. 1907 gedachte die Amerikanerin Ann Jarvis ihrer verstorbenen Mutter und setzte sich für die Einführung eines offiziellen Ehrentages für Mütter ein.
Nach Europa, genauer in die Schweiz, kam der Muttertag 1917 mit der Heilsarmee. Es folgten Norwegen (1918) und Schweden (1919). In Österreich wurde der Muttertag durch intensive Unterstützung von Marianne Hainisch, die Mutter des damaligen Bundespräsidenten, erstmals 1924 gefeiert. Seitdem wird den Müttern am zweiten Sonntag im Mai offiziell für ihr familiäres Engagement gedankt. Eine Ausnahme bildet Frankreich, wo die „Fete de mere“ am 15. August, dem Fest „Maria Himmelfahrt“, begangen wird.

Blume bleibt Nr. 1. Der Muttertag ist ein wichtiger Tag für die Gastronomie und den Handel. Geschenke zum Muttertag sind neben Selbstgebasteltem und Blumen auch Haushaltsutensilien, Pralinen, Kleidung und Bücher. Der Muttertag ist aber trotz allem immer noch ein traditioneller Blumentag. Österreicherinnen und Österreicher sind nach wie vor der Meinung, dass die Blume eben doch die schönste Sprache der Welt ist. Dabei verlässt sich die Mehrzahl auf die fachliche Kompetenz der Gärtner und Floristen, die in 4.500 Blumenfachgeschäften und Gärtnereien Muttertagsgeschenke in vielen Farben und Formen zaubern.

20 Mio. Blumen werden verschenkt. Zum Muttertag schenken die Österreicherinnen und Österreicher traditionell Blumen. Einer internationalen Untersuchung zufolge ist Österreich in Europa Spitzenreiter beim Verschenken von Blumen zum Muttertag. Mit geschätzten 20 Millionen Blumen, davon 60 % aus heimischer Produktion, sagen wir der wichtigsten Frau „Danke“.

Rose ist Top. Die Nummer eins unter den Muttertagsblumen sind Rosen. Geschätzte 8 Mio. Stück werden verkauft, jeder vierte Österreicher schenkt einen Rosenstrauß. Hoch im Kurs stehen auch Kreationen aus Gerbera, Lilien, Freesien oder Maiglöckchen und Vergissmeinnicht. Weiter auf der Beliebtheitsskala klettern Exoten wie Orchideen oder Strelitzien nach oben. Jeder Zweite verschenkt einen gemischten Blumenstrauß.

Durchschnittskauf beträgt 15 – 20 Euro. Das Preisniveau der Sträuße ist seit Jahren konstant. Ein Drittel der Käufer schenkt Blumen zum Preis von 5 bis 11 Euro, ein weiteres Drittel von 11 bis 22 Euro, einen höheren Betrag geben 21 % der Blumenkäufer aus.
Neben den geschätzten 2 bis 3 Mio. Blumenarrangements werden zum Muttertag auch gerne Topfpflanzen gekauft. Klassische Muttertagspflanzen aus heimischer Produktion sind Hortensien, Begonien, Gloxinien, Topfrosen, Usambaraveilchen und Vergissmeinnicht.

Männer als Blumenmuffel. Der typische Blumenkäufer ist weiblich, Männer halten sich zurück. Männer kaufen meist zu bestimmten Anlässen, der Muttertag ist wieder einer, zu dem vermehrt Männer das Blumengeschäft aufsuchen. Eben zu dieser Zeit sollte das Blumenfachgeschäft den Hebel ansetzen, um Männer öfters ins Geschäft zu locken. Dazu müssen blumige Geschenke „salonfähig“ gemacht werden, damit Blumenschenken auch bei jungen Leuten als „cool“ gilt.

Das Angebot muss stimmen. Damit sich für den Blumenkauf auch Männer angesprochen fühlen, muss zunächst das Angebot stimmen:
- Männer kaufen Blumen häufig als Geschenk. Zeigen Sie daher so viele Geschenkanlässe wie möglich auf. Neben Geburts- und Hochzeitstag gibt es auch Namenstag oder Geschenke aus Dankbarkeit, Liebe oder Freude. Auch der Frauentag im März gewinnt immer mehr an Bedeutung.
- Wenn Männer geschäftlich unterwegs sind oder eingeladen werden, machen sich Blumensträuße immer gut. Das gilt auch für Geschenke an andere Männer. Das sollte immer wieder in Werbemaßnahmen für die Zielgruppe „Mann“ integriert werden.
- Männer sollte man darauf hinweisen, dass auch mal ein Strauß für ihre Angestellten oder Sekretärinnen angebracht wäre, um ihren Dank zumAusdruck zu bringen. Dabei sollten Rosen jedoch nicht eingearbeitet sein, damit der Blumengruß nicht zweideutig aufgefasst wird. Aber auch die Friseurin, Masseurin, die nette Dame bei der Bedienung, ..., viele Frauen freuen sich über kleine Aufmerksamkeiten.
- Die häufigste Blume, die von Männern gekauft wird, ist die Rose. Allerdings ist schwer zu sagen, welche Lieblingsblumen Männer haben. Wenn es sich aber nicht um Geschenke handelt, könnte der männliche Sammlertrieb angesprochen werden – etwa mit Kakteen, Bonsais, Orchideen, Kübelpflanzen, alpine Pflanzen für den Steingarten oder Pflanzenraritäten.

Technik punktet. Männer interessieren sich vor allem für Technik und technische Details. Um in einem Blumengeschäft mit Technik die Aufmerksamkeit zu erregen wird schwer sein, aber es ist möglich.
Das können eine automatische Balkonkastenbewässerung oder Hydrokulturpflanzen sein, die die Gießarbeit erleichtern.
Vor allem Endverkaufs-Gärtnereien können bei Veranstaltungen wie dem „Tag der offenen Gärtnerei“ punkten, wenn sie auch über technische Einrichtungen informieren – etwa die Heizung, Topfmaschinen oder Ebbe- und Flutbewässerungen. Sie sollten gleichzeitig auch vorgeführt werden und bleiben damit auch in positiver Erinnerung, so dass auch Männer gerne wieder ins Geschäft kommen. Gartenabteilungen von Baumärkten können bei Männern, die technische Produkte einkaufen, punkten, der Kunde braucht nur noch in den Grünbereich geleitet werden.

Anderes Einkaufsverhalten. Männer haben – von wenigen Ausnahmen abgesehen – kaum Kenntnisse von Blumen und Pflanzen. Zudem nehmen sie sich meist nicht viel Zeit für den Blumenkauf und zeigen damit ein anderes Einkaufsverhalten als Frauen. Männer brauchen Anregungen und verstärkte Beratung, fertige Werkstücke werden für bestimmte Anlässe daher am liebsten gekauft. In Verkaufsgesprächen zeigt sich auch oft, dass Männer auf den Rat des Verkäufers vertrauen und erwarten auch Empfehlungen und Vorschläge.

Raschen Einkauf ermöglichen. Bei Männern muss es meistens schnell gehen, vor allem dann, wenn sie alleine einkaufen. Fertige Sträuße bieten sich an, die zudem unter ein spezielles Thema gestellt werden können, etwa „Männer sagen Danke“ oder „Blumen sind auch Männersache“.
Noch mehr als Frauen benötigen Männer Komplettlösungen. Etwa die Blumen mit einem hübschen Gefäß, einer Grußkarte und dem entsprechenden Frischhaltemittel oder die Topfpflanze mit Übertopf, Dünger und Pflegeanleitung.
Immer öfter sind Haushalte zu finden, in denen beide Partner berufstätig sind. Die Arbeitsteilung geht dabei immer mehr in die Richtung, dass Männer einkaufen und Frauen den Rest der Hausarbeit erledigen. Wir sollten das wissen, um dieses veränderte Verhalten zu nützen und den Männern den Gang ins Fachgeschäft schmackhaft zu machen.