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Fleischfresser unter uns

Ein Artikel von NS | 18.03.2005 - 09:08
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Die Natur liebt es, faszinierend andersartige Lebensformen hervorzubringen. Zu ihrem pflanzlichen Repertoire gehören die Karnivoren, deren sonderbare Schönheit nicht nur die Floristen beeindruckt.

Viel Licht. Die Aufzucht von Fleisch fressenden Pflanzen setzt sehr viel Feingefühl und Geduld sowie Erfahrung im Umgang mit Karnivoren voraus. Jeder noch so kleine Kulturfehler kann sich rächen und zum Verlust der Pflanze führen. Die Arten unterscheiden sich stark in ihren Bedürfnissen, eines haben aber alle gemeinsam: Sie brauchen viel Licht. Da die Fleischfresser ausschließlich in offenen und nährstoffarmen Lebensräumen gedeihen und daher konkurrenzschwach sind, gibt es einige Bedingungen, die eingehalten werden müssen: Das Gießwasser sollte aus Regenwasser oder qualitativ ähnlich hochwertigem Wasser bestehen. Ein spezifisches, meist nährstoffarmes Substrat bildet die Vorraussetzung für die Gesundheit der Pflanzen.

Blüten unbedeutend. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung brauchen Karnivoren in Kultur keine Beutetiere zum Überleben. Die Aufnahme von Insekten ist eine Überlebensstrategie für karge Gegenden und dient hauptsächlich zur Stickstoffversorgung. Düngen sollte man wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig: Karnivoren reagieren weitaus empfindlicher als andere Pflanzen und eine Überdüngung kann die Ausbildung der Fangorgane hemmen. Diese werden nur von den Blättern gebildet, die Blüten sind rein zur Bestäubung da. Deshalb sitzen sie oft am Ende langer Stiele, möglichst weit weg von den Fangzonen. Bei der Klappfalle, bekannt durch die Venusfliegenfalle, wird der Mechanismus von kleinen, empfindlichen Fühlhaaren in Gang gesetzt, die sich in der Falle befinden. Die Beutetiere werden durch die rote Färbung und den Nektar an der Innenseite der Blattspreite angelockt. Nachdem das Insekt mindestens zweimal (um ein unnötiges Schließen zu verhindern) die Fühlhaare berührt hat, geht die Falle zu.

Unterschiedliche Fangmethoden. Karnivoren, die Klebefallen besitzen, scheiden Schleimtröpfchen aus, an denen die Beutetiere haften bleiben (z. B. Sonnentau).
Gerät ein Beutetier in eine Saugfalle, wie bei Wasserschlaucharten, wird das Opfer durch den Unterdruck der Bläschen hineingesogen. Reusenfallen dagegen haben spiralförmige Röhren, in die winzige Beutetiere eindringen. Durch Härchen fangen sich die Tiere und wandern in eine Kammer, in der sie verdaut und schließlich assimiliert werden.
Bei Gleitfallen handelt es sich um Kannen, die aus drei Zonen bestehen: Die Lockzone zieht die Insekten mit Nektar und Farben an, in der zweiten Zone rutschen diese ab und landen in der dritten Zone. Sie befindet sich auf dem Grund der Kanne, die mit Wasser und Verdauungssäften gefüllt ist. Es gibt auch Pflanzen, die ohne jeden ersichtlichen Nutzen Insekten fangen. Selbst die Tomate fängt mit ihren wenigen klebrigen Härchen Insekten, doch nichts spricht dafür, dass sie zu den Karnivoren gehört. Echte Karnivoren verdauen ihre Beute zur Gänze. Ihr Stoffwechsel basiert hauptsächlich auf Enzymen oder Bakterien.